Hallo, ich bin Brainy! Du findest hier ganz viele Informationen zum Thema Hirnverletzung. Die Filme auf jeder Seite geben dir zuerst einmal einen Überblick, in den Texten findest du dann genauere Informationen.

Was ist eine Hirnverletzung?

Unser Gehirn liegt im Kopf und ist die Steuerzentrale unseres Körpers.
Es hat verschiedene Bereiche. Jeder Bereich im Gehirn hat seine spezielle Aufgabe. So gibt es Bereiche, die zuständig sind für das Laufen. Andere Bereiche ermöglichen dir, dass du sprechen kannst. Wieder andere, dass du zuhören kannst.

Das Gehirn ist von Hirnhäuten und dem darüberliegenden Schädelknochen umgeben.
Dieser schützt mit den Hirnhäuten zusammen das Gehirn vor äusseren Einwirkungen wie zum Beispiel Schlägen. Im Gehirn hat es viele Blutadern. Das sind Röhrchen, durch welche Blut fliesst. Das Blut kommt vom Herzen. Es transportiert Sauerstoff und wichtige Nährstoffe ins Gehirn. So, wie wir Sauerstoff und Essen brauchen, um zu leben, benötigt auch das Gehirn Sauerstoff und Nährstoffe.

Mit dem Sauerstoff kann das Gehirn seine verschiedenen Aufgaben ausführen und den Körper steuern.
Manchmal passiert es, dass das Gehirn trotz Schutz vom Schädel und den Hirnhäuten zu Schaden kommt. Durch verschiedene Schäden wie Krankheit oder Unfall kann das Gehirn nicht mehr richtig durchblutet werden, weil die Adern von aussen zusammengedrückt oder von innen verstopft werden. Dadurch wird die Blutzufuhr nicht mehr gewährleistet. Der Sauerstoff wird nicht mehr an alle Orte im Gehirn transportiert.

Je nach Art der Verletzung oder der Erkrankung ist das Gehirn an einer anderen Stelle geschädigt.
Es kann dann sein, dass das Gehirn durch die Verletzung oder die Krankheit lebenswichtige Funktionen nicht mehr steuern kann. Wenn z.B. die Lunge nicht mehr gesteuert werden kann, dann kann der Mensch nicht mehr atmen, und wenn z.B. das Bein nicht mehr gesteuert werden kann, dann funktioniert es nicht mehr mit dem Laufen.

Wie kann ich den Alltag meistern?

Wie kann ich mit meinen Gefühlen umgehen?

Was sind die Ursachen für Hirnverletzungen?

Unser Gehirn befindet sich im Kopf. Dort ist es von Hirnhäuten und einer Knochendecke umgeben und schwimmt in der sogenannten Hirnflüssigkeit (Liquor). Das Gehirn ist also eigentlich gut geschützt. Es gibt aber Fälle, in denen das Gehirn trotzdem zu Schaden kommen kann. Hier erklären wir dir drei mögliche Ursachen näher.

Schlaganfall

Bei einem Schlaganfall verstopfen verschiedene Bestandteile des Blutes die Adern im Gehirn und verhindern so das Nachfliessen von neuem Blut und somit von Sauerstoff. Du kannst dir das vorstellen wie ein Stau auf der Autobahn, nur dass in diesem Fall Blut gestaut wird.

Wenn der Blutfluss aus irgendeinem Grund unterbrochen wird, führt dies dazu, dass unser Gehirn nicht mehr genügend Sauerstoff und Nährstoffe erhält. So wird ein Teil des Gehirns von Blut und Sauerstoff nicht mehr erreicht und stirbt. Die Konsequenz ist: Das Gehirn kann gewisse Körperfunktionen nicht mehr steuern. Wenn die betroffene Person aber schnell ins Krankenhaus kommt und behandelt wird, kann der Stau schnell behoben werden, und die Folgen fürs Gehirn sind nicht so gross, wie wenn man lange wartet.

Hirnblutung

Bei einer Hirnblutung platzt eine Ader im Gehirn und Blut fliesst ins Gehirn. Da das Blut Platz braucht und dem Gehirn Platz wegnimmt, wird das Gehirn gequetscht. Das Blut fliesst in die Zwischenräume im Gehirn. Dadurch erhält das Gehirn an diesen Stellen nicht genug Blut und somit auch nicht genug Sauerstoff. Dadurch stirbt dieser Bereich im Gehirn ab. So können bestimmte Funktionen des Körpers nicht mehr oder nur eingeschränkt ausgeübt werden. 

Schädel-Hirn-Trauma

Wenn ein Mensch von aussen einen starken Schlag auf den Kopf bekommt, kann durch den Schlag das Gehirn in der Gehirnflüssigkeit gegen die Schädeldecke schlagen und Prellungen oder gar Blutungen erleiden, die das Gehirn schädigen. Das ist, als ob ein Pingpong-Ball in einem geschlossenen Behälter schwimmt und du den Behälter kräftig schüttelst. Dann prallt der Ball gegen die Behälterwand.

Ein derart starker Schlag auf den Kopf passiert meist bei einem Unfall wie einem Verkehrsunfall oder einem Sturz mit dem Velo oder auf der Skipiste. Ein Schädel-Hirn-Trauma kann aber auch auf der Baustelle passieren, wenn einem etwas Schweres auf den Kopf fällt. Deswegen müssen alle Leute, die auf einer Baustelle herumlaufen, einen Helm tragen.

Es ist deswegen ganz wichtig, beim Velo-, Motorrad-, Inlineskate- und Skateboardfahren einen Helm zu tragen. Damit kann man sich den Kopf trotzdem stossen und das Gehirn verletzen. Aber es ist weniger schlimm, als wenn man keinen Helm trägt. Wenn du beim Inlineskaten oder Skateboardfahren Schoner trägst, weisst du, dass du trotzdem umfallen und dir das Knie oder den Ellenbogen stossen kannst. Aber du blutest nicht und brichst dir keine Knochen, weil der Schoner dich schützt. Der Helm ist ein Schutzschild, der macht, dass der Schlag abgefedert wird.

 Weitere Ursachen, die hier nicht näher erklärt werden, sind der Hirntumor oder Sauerstoffmangel bei einer OP oder aufgrund eines Herz-Kreislauf-Stillstands. Ebenfalls kann das Hirn durch Infektionen oder Drogen beschädigt werden. 

«Als ich ihn zum ersten Mal sah, kam es mir vor, als ob ein Schwerbehinderter vor mir liegt. Das ist mir sehr eingefahren und auch, dass er sterben kann. »

Miriam, 15 Jahre

Was für Folgen haben Hirnverletzungen?

Unser Gehirn ist kompliziert aufgebaut. Deswegen kann eine Hirnverletzung ganz viele unterschiedliche Folgen haben. Was für Folgen die Hirnblutung, der Schlaganfall oder das Schädel-Hirn-Trauma haben, hängt davon ab, welche Bereiche im Gehirn verletzt wurden. Diese Bereiche konnten nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden und sind abgestorben. Ebenso hängt es davon ab, was die Aufgabe des abgestorbenen Bereichs war. Folgen der Hirnverletzung können körperlich, mental, sozial und emotional sein. Es kann sein, dass man von aussen nicht sieht, dass dein Vater/deine Mutter eine Hirnverletzung hatte. Im Folgenden werden nun verschiedene Folgen beschrieben und Tipps gegeben, wie du deinen Vater/deine Mutter mit diesen Folgen unterstützen kannst.

Wir beschreiben hier nur einige der häufigsten Schwierigkeiten nach einer Hirnverletzung, aber es gibt noch viel mehr als diese. Du kannst jederzeit bei uns anrufen (Helpline 0800 256 256) und fragen, wenn dein Vater/deine Mutter etwas anderes hat, das du nicht genau verstehst. Dann können wir dir sagen, was das ist und wie du damit umgehen kannst.

Körperliche Folgen

Sprachstörungen
Dein Vater/deine Mutter kann vielleicht nicht mehr lesen und schreiben. Oder spricht sehr undeutlich und ihm/ihr fallen die richtigen Worte nicht mehr ein. Dann brauchst du etwas Geduld und musst ganz genau zuhören. Oder er/sie spricht sehr langsam und/oder undeutlich. Es kann aber sogar sein, dass dein Vater/deine Mutter gar nicht mehr sprechen kann und nur Laute von sich gibt. Das ist für dich, deine Familie und Bekannte sehr schwierig.

Lähmungen
Es kann sein, dass bei deinem Vater/deiner Mutter die linke oder rechte Körperhälfte gelähmt oder nur teilweise einsetzbar ist. Das bedeutet, dass der linke Arm oder das linke Bein gelähmt ist. In diesem Fall hat er/sie eine Verletzung in der rechten Hirnhälfte. Es können auch der linke Arm und das linke Bein zusammen gelähmt sein. Ebenso kann es auch der rechte Arm oder das rechte Bein oder beides sein. Dann ist ein Bereich in der linken Hirnhälfte deines Vaters/deiner Mutter verletzt. Wenn das der Fall ist, braucht dein Vater/deine Mutter am Anfang einen Rollstuhl, weil ein Bein beim Laufen nicht mehr mitmacht. Vielfach wird das Laufen wieder gelernt, sodass Gehen wieder möglich ist. Vielleicht braucht dein Vater/deine Mutter einen Stock und läuft auffällig, also nicht mehr wie früher und so, dass die Leute schauen. Es kann sein, dass du dich dann schämst, weil die Leute schauen. Auch der gelähmte Arm kann Fortschritte machen. Manchmal geht mit der Zeit wieder ziemlich viel, manchmal ist auch nach langer Zeit nur wenig Bewegung möglich. Das hängt davon ab, wie gross die Verletzung im Gehirn deiner Mutter/deines Vaters ist und wie lange die Verletzung her ist.

Sinnes- und Wahrnehmungsstörungen
Es kann sein, dass deine Mutter/dein Vater schlechter sieht oder hört. Oder er/sie kann nichts mehr schmecken oder riechen. Oder sie/er ist empfindlich auf Licht oder Geräusche. Manchmal kommt es vor, dass jemand eine Seite nicht mehr wahrnimmt. Das kann bedeuten, dass er/sie nur die linke oder rechte Seite sieht oder wahrnimmt, die andere nicht. Es kann beispielsweise passieren, dass dein Vater/deine Mutter eine Seite des Tellers leer isst und die andere nicht, weil er/sie die andere Seite einfach nicht wahrnimmt. Wenn man dann den Teller dreht, kann er/sie das Essen auf der anderen Seite auch wahrnehmen, weil der Teller dann so steht, dass die «gesunde» Seite die ungegessene Seite sieht.

Es kann aber auch bedeuten, dass die rechte oder linke Hand im Teller liegt und dein Vater/deine Mutter sie weder spürt noch sieht.

Dann gibt es auch Situationen, in denen dein Vater/deine Mutter mit der Seite, die nicht wahrgenommen wird, gegen Gegenstände oder Wände stösst, weil sie/er die Hindernisse nicht sieht.

Es kann daher für ihn/sie sehr hilfreich sein, wenn du ihn/sie immer wieder auf die Seite, die nicht wahrgenommen wird, aufmerksam machst. Vielleich erinnerst du ihn/sie immer mal wieder daran, den «Scheibenwischer-Blick» anzuwenden, also immer nach links und nach rechts zu schauen.

Kopfschmerzen
Vielleicht hat deine Mutter/dein Vater oft und stark Kopfschmerzen und braucht deswegen mal Ruhe.

Schlafstörungen
Deine Mutter/dein Vater schläft schlechter als früher. Er/sie braucht vielleicht länger zum Einschlafen, erwacht morgens früh oder schläft nicht durch und steht nachts auf. Vielleicht braucht er/sie dann tagsüber manchmal ein Nickerchen und will es dann ruhig haben.

Mentale Folgen

Müdigkeit
Dein Vater/deine Mutter ist vielleicht manchmal plötzlich müde, braucht Ruhe, muss sich hinlegen, schlafen oder will alleine sein. Das liegt daran, dass das Gehirn sich selber reparieren muss. Das braucht viel Energie und macht ganz schön müde.

Verminderte Belastbarkeit
Dein Vater/deine Mutter kann nicht mehr so viel und manchmal nicht mehr mehrere Sachen aufs Mal machen. Dann musst du vielleicht geduldig sein oder jemand anderen wegen etwas fragen. Wenn dein Vater/deine Mutter dir vielleicht früher mit den Hausaufgaben geholfen hat, kann es sein, dass er/sie die Energie dafür nicht mehr hat. Das bedeutet aber nicht, dass er/sie nicht helfen will. Es heisst, dass es einfach nicht mehr geht. Das hat ebenfalls mit dem Gehirn zu tun, das stark damit beschäftigt ist, sich zu reparieren.

Aufmerksamkeit
Vielleicht ist dein Vater/deine Mutter nicht mehr so aufmerksam und kann nicht mehr so gut und lange zuhören, wenn du etwas erzählst. Das bedeutet nicht, dass er/sie kein Interesse daran hat, was du erzählst. Er/sie kann wegen der Hirnverletzung einfach nicht mehr so aufmerksam sein und ist schneller müde.

Gedächtnis
Es kann sein, dass dein Vater/deine Mutter sich nicht mehr an früher erinnern kann. Es kann aber auch sein, dass du etwas zu ihm/ihr sagst und er/sie es kurz darauf wieder vergessen hat. Oder du bittest ihn/sie um etwas und er/sie macht es nicht, weil es schon wieder vergessen gegangen ist. Es hilft, wenn du geduldig bist und deinen Vater/deine Mutter immer wieder erinnerst oder ihn/sie bittest, es irgendwo aufzuschreiben, wo er/sie es sieht. Möglicherweise vergisst sie/er Namen oder Adressen.

Sprache
Dein Vater/deine Mutter hat Mühe, bei Gesprächen mitzureden, weil er/sie das, was er/sie denkt, nicht sagen kann und die Wörter oder Sätze, die sie/er sagen will, nicht findet.

Es kann aber auch sein, dass er/sie beim Schreiben Mühe hat und beispielsweise Wörter vertauscht.

Orientierung
Dein Vater/deine Mutter weiss manchmal vielleicht nicht, welcher Tag oder welche Zeit es ist. Oder er/sie weiss nicht, wo er/sie ist.

Soziale und emotionale Folgen

Impulskontrolle
Es kann sein, dass dein Vater/deine Mutter schneller wütend wird als früher, genauso kann es aber auch sein, dass er/sie fröhlicher scheint, schnell lacht und sich freut. Dies kann schnell wechseln und ist vielleicht verwirrend für dich. Es ist ebenso möglich, dass er/sie Dinge tut oder macht, die er/sie früher nie gesagt oder gemacht hätte. Vielleicht hält er/sie sich zum Beispiel nicht mehr an Regeln.

Krankheitseinsicht
Es kann sein, dass dein Vater/deine Mutter nicht mehr so viel kann wie vor der Hirnverletzung. Das ist wegen der Hirnverletzung. Es kann aber passieren, dass dein Vater/deine Mutter nicht wahrnehmen kann, dass er/sie nicht mehr so viel leisten kann wie früher und sich so überschätzt. Er/sie muss dann zuerst lernen zu akzeptieren, dass er/sie wegen der Hirnverletzung nicht mehr alles so machen kann wie früher.

Rückzug
Vielleicht findet dein Vater/deine Mutter manchmal, dass er/sie nicht richtig von anderen Leuten verstanden wird. Oder er/sie kann nicht mehr in grossen Gruppen dabei sein, weil das zu anstrengend ist. Dadurch zieht sich dein Vater/deine Mutter immer mehr aus dem Freundeskreis zurück. Das kann zu Einsamkeit führen.

«Ich habe halt gedacht, es sei etwas so mit paar Monaten Spitalaufenthalt und dann wäre sie wieder fit und so. Also die Folgen waren erschreckend…»

Lukas, 12 Jahre

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